Clickertraining – so geht es richtig
Clickertraining ist ein sehr beliebter Begriff unter Hundehaltern und Trainern. Die positive Bestärkung die wir in der gewaltfreien Hundeerziehung propagieren, beruht darauf, dass ein Hund für eine gute Leistung, einen Erfolg, zeitnah belohnt wird. Die Belohnung kann ein Leckerli, ein Spiel oder ein Knuddeln sein. Allerdings muss die Belohnung in Windeseile erfolgen, weil der Hund sonst nicht mehr weiß, in welchem Zusammenhang er an diese Belohnung kommt. Bei komplett ausgeführten Kommandos, die der Hund schon kann, ist es kein Problem, mit einer Belohnung zur Stelle sein, doch in der Arbeit an neuen Übungen, kann es sein, dass ein Hund nur Bruchteile von Sekunden in genau der Haltung verharrt, die nötig ist, um darauf aufbauend einen nächsten Schritt einzuüben. Diesen Moment direkt zu nutzen, ist zeitlich kaum möglich, daher kommt bei der Hundeerziehung Clicker zum Einsatz. Er gibt ein immer identisches Geräusch ab – ein Klicken. Mit diesem Geräusch verbindet der Hund: Oh – gleich gibt es eine Belohnung. Doch am Anfang muss der Hund den Clicker kennenlernen.
Darf ich vorstellen? Hund –Clicker, Clicker – Hund!
Wie wir wissen, braucht der Hund ein Weilchen bis er neues kennt und einordnen kann. So ist es auch mit dem Clicker. Am Anfang sollte daher nicht gleich eine große Übung geplant, sondern erst einmal die Reaktion auf den Clicker trainiert werden.
Bevor der Clicker zu seinem ersten Einsatz kommt, muss überlegt werden, wie die Belohnung aussehen soll. Viele möchten vom Leckerli als Belohnung Abstand nehmen und den Clicker dann mit Futter in Verbindung zu bringen, ist nicht der beste Weg. Aber die Belohnung muss für den Hund auch außerordentlich sein, damit er den Clicker später damit in Verbindung bringt. Egal wofür sich jeder entscheidet – wir verwenden der Einfachheit halber das Wort Belohnung.
Nun wird der Hund mit dem Clicker bekannt gemacht, indem du clickst und gleichzeitig dem Hund die Belohnung verabreichst. Das wird ein paar Mal wiederholt. Um zu testen, ob dein Liebling schon auf den Clicker reagiert, kannst du die Belohnung einmal weglassen und schauen, was er macht. Wenn er dich erwartungsvoll oder verwundert anschaut, dann weißt du: Er hat es verstanden. Und wenn deine Fellnase sogar aus einer ganz anderen Beschäftigung heraus auf das Clicken reagiert, dann sitzt das mit dem Clicken richtig.
Das Geräusch
Die Clicker haben unterschiedliche Lautstärken. Üblicherweise haben die Hunde kein Problem mit den Geräuschen. Sehr ängstliche und schüchterne Vierbeiner zucken allerdings auch schon zusammen, wenn sich eine PET-Flasche durch knacken wieder in Form bringt und reagieren eventuell skeptisch auf den Clicker, weil das ähnlich klingt. Hier muss besonders behutsam vorgegangen werden. Langfristig bringt es für die Hundeerziehung nichts, wenn der Hund Angst vor dem Clicker hat.
Ein besonders leiser Clicker kann zusätzlich gedämpft werden, indem er in einen wattierten Handschuh genommen oder in der Jackentasche geclickt wird. Wie gesagt sind solche Probleme äußerst selten! Es lohnt sich aber besonders bei unsicheren Hunden dran zu bleiben und ihn behutsam ans Clickertraining heranzuführen. Denn im Üben kann der Hund auch eine gewisse Eigeninitiative entwickeln, wenn er herausfinden will, was er machen soll. Das wird ihn selbstbewusster machen. Und die Erfolge, die er erzielt, geben ihm zusätzlich Stabilität und bestärken ihn.
Einstiegsübung für den Halter
Ja – du hast richtig gelesen. Solange du bei der Hundeerziehung den Clicker nicht so bedienen kannst, dass du im perfekten Moment clickst, darfst du damit gar nicht erst in die Hundeerziehung einsteigen. Der perfekte Moment ist innerhalb von maximal 2 Sekunden nach dem erfolgreichen Ausführen einer Übung oder eines Übungsschrittes. Für die Trainingseinheiten die du selbst erst einmal absolvierst, solltest du den Hund komplett außen vor lassen. Am besten ist es, er geht mit einem anderen Menschen Gassi oder du bist an einem anderen Ort.
Jetzt brauchst du eine Aufgabe, um auf einen perfekten Moment zu achten. Das kann ein Radiobeitrag sein, ein Hörbuch oder auch eine Reportage im TV. Such dir ein Word aus, das relativ häufig gesagt wird und versuche immer zu klicken, wenn dieses Wort fällt und zwar innerhalb von 2 Sekunden. Geeignete Wörter sind Artikel wie der, die, das, ein, eine. Auch die Wörter und oder oder sind recht häufig.
Eine andere Herangehensweise wäre, wenn du einen Menschen bittest, dir zu helfen. Er könnte mit den Händen auf der Tischplatte trommeln oder Klavier spielen üben, während du auf seine Finger achtest. Immer wenn er einen bestimmten Finger auf Tisch oder Taste bringt, musst du so schnell wie möglich klicken.
Wenn du eine hohe Trefferquote hast, kannst du daran denken, den Hund mit ins Boot zu holen und den Clicker in der Hundeerziehung einzusetzen.
Hundeerziehung Clicker – Verhaltenstraining
Verhalten soll entweder antrainiert werden oder natürliches Verhalten, soll auch auf Wunsch ausgeführt werden. Wenn der Hund sich zum Beispiel schüttelt, kann das Wort „Schüttel“ zum Kommando dafür werden, dass der Hund sich draußen vor der Tür noch einmal schüttelt, um allen Schmutz los zu werden, bevor er das Haus betritt. Oder wenn der Hund sich nach dem Aufstehen streckt und es aussieht, als wenn er sich vor dir verbeugt, kannst du den Begriff „Diener“ oder „Verbeugen“ damit in Verbindung bringen und es zu einem Hundetrick machen.
Der Clicker kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Hund die Verhaltensweisen korrekt ausübt. Damit weiß der Hund – ok, meine Belohnung kommt gleich! Es ist wichtig, ein Training immer mit einem Erfolg zu beenden!
Pannen oder Pennen beim Clickertraining
Dass der Halter sich intensiv mit dem Clicker vertraut machen muss, wird er selbst spätestens dann einsehen, wenn er merkt, dass er den richtigen Moment mehrfach verpasst oder gar nicht erst erkennt. Das sollte grundsätzlich nicht entmutigen. Übung macht den Meister, auch beim Hundehalter.
Nicht jeder Tag ist gleich. An manchen Tagen dröhnt uns der Kopf und wir sind unkonzentriert. Klar, dass auch die Hundeerziehung in solchen Phasen nicht gerade rund läuft. Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass Hunde die Kommandos auch schon bei einer Trefferquote von 80 Prozent verinnerlichen. Und eh die Erfolge ruiniert werden, kann an ganz schlechten Tagen das Training lieber einmal ausgelassen werden.
Die richtigen Tricks üben
Ob es die richtigen Tricks gibt, darüber scheiden sich die Geister. Grundsätzlich sollte vor der Auswahl von Übungen genau überlegt werden, was bedeutet die Übung im Alltag, wenn der Hund alleine ist oder aus Langeweile Übungen macht, weil er gerade Lust auf Belohnungen hat.
Da hat jeder Trick seine zwei Seiten. Es gilt herauszufinden, mit welchen Tricks der Hund am wenigsten anrichtet, wenn er diese ohne Aufforderung ausübt. „Gib Laut“ ist sicher ganz toll, wenn der Hund gesucht wird oder es als Trick vor Freunden vorgeführt wird. Wie der Nachbar stundenlange Übungseinheiten in Abwesenheit der Menschen findet, steht auf einem anderen Blatt. Gleiches gilt für Tricks die mit dem Öffnen von Türen, Schränken oder Kühlschrank zu tun haben.
Tricktraining – Ab in die Kiste
Relativ nebenwirkungsfrei ist der stehende Aufenthalt in einem Karton oder einer Kiste. Daher dient diese Übung auch besonders gern als Einsteigertrick im Clickertraining. Natürlich könnte der Hund mit Leckerli in der Hand in diese Kiste gelockt werden, doch dann liegt seine Aufmerksamkeit auf dem Futter und nicht auf der Kiste.
Diese Übung wird in mehrere Schritte aufgeteilt.
- Kiste wahrnehmen
Jeder Hund ist neugierig und wird sich an eine Kiste heranpirschen und diese ausgiebig beschnuppern. Dies wird belohnt. Also Click bei Annäherung an die Kiste – Belohnung.
Ist dein Hund eher ängstlich greift der Einsatz der Belohnung schon, wenn er nur in die Richtung schaut, wo die Kiste steht. Als zweiter Schritt dann, wenn er sich drauf zu bewegt.
- Angebot von Verhalten
Der Hund wird nun versuchen, die Kiste kennenzulernen. Immer wenn er ein Bein in die Kiste setzt, clickst du. Das zeigt ihm: So muss das. Dein Vierbeiner wird über das Prinzip von Versuch und Irrtum herausfinden, was er tun soll. Hat er begriffen, dass es belohnt wird, ein Bein in die Kiste zu stellen, lässt du die Belohnungen weg, damit er probiert, ein weiteres Bein hinzuzunehmen. Dies wird eine Weile belohnt und dann wieder ausgesetzt.
- Das Kommando
Ein Kommando für diesen Trick, wird erst eingeführt, wenn er zuverlässig mit allen vier Pfoten in den Karton steigt. Wird das Kommando zu früh verwendet, bringt er Hund das nicht mit dem gewünschten Verhalten in Verbindung.
Zwischenkommandos sind natürlich möglich – beispielsweise das Zählen für die Anzahl der Pfoten. Eins – Zwei – Drei – Vier wird Zuschauern und Außenstehenden das Gefühl geben, dass dein Hund zählen kann und höchste Bewunderung hervorrufen.
Arbeit für den Kopf
Hunde die den Clicker schon kennen, werden von sich aus vieles ausprobieren, um herauszufinden, was sein Mensch von ihm möchte. Doch gerade am Anfang ist diese Form der Hundeerziehung sehr anstrengend für den Hund. Er muss ja erst eine Strategie entwickeln, die ihn letztendlich zum Erfolg und zur Belohnung führt. Kurze Übungseinheiten, die mit einem Erfolgserlebnis beendet und regelmäßige Pausen sind daher wichtig. Anfangs wahrscheinlich nicht nur für den Hund. Denn auch der Halter ist gefordert und benötigt all seine Konzentration, um den richtigen Clickermoment zu erwischen.
Bei bedeutenden Erfolgen kann der Hund auch statt der üblichen Belohnung einmal einen ganzen Belohnungsjackpot bekommen, um ihn zu motivieren und ihm zu zeigen, wie bedeutend der Schritt im Training jetzt war. Das kann statt einem Leckerli eine Handvoll sein oder statt eines Knuddlers eine Runde seines Lieblingsspiels, ein wenig raufen oder rennen extra. Dieser Jackpot sollte aber nicht überstrapaziert werden, damit der Hund seine Belohnungserwartung nicht nach oben korrigiert und im Training blockiert wird.
FAQ zur Hundeerziehung Clicker
Ist Clicken zum Abrufen geeignet?
Zum Heranrufen eignet sich das Clicken nicht. Das Geräusch wird dadurch abgenutzt und wird damit im Tricktraining unbrauchbar.
Warum hört der Hund nicht aufs Clicken?
Wenn der Hund aufgeregt wirkt und Probleme hat sich zu konzentrieren, kann es daran liegen, dass die Belohnung für ihn so megabombastisch ist, dass er sich vor Freude gar nicht wieder einkriegt. Hier hilft es, die Belohnung auf etwas weniger aufregendes herunterzuschrauben. Also eine Sorte Leckerli, die nicht ganz so gut schmeckt oder weniger aufregende Spielbelohnungen.
Wirkt der Hund von Anfang an desinteressiert, kann es sein, dass ihn der Trick überfordert oder er noch nicht sicher genug mit dem Clicker ist.
Geht Clickertraining bei jedem Hund?
Wir plädieren dafür, den Hund nach seinem Wesen und Potentialen zu erziehen, wie es die gewaltfreie Hundeerziehung fokussiert. Daher können wir nicht sagen, dass jeder Hund fürs Clickertraining geeignet ist. Allerdings kann der Clicker auch abseits vom Tricktraining, zum Beispiel in der Nasenarbeit eingesetzt werden.
Eh der Hund die Freude am Clicktraining komplett verliert, sollte ein wenig getestet werden. Üblicherweise kennt der Halter seinen Hund am besten und wird schnell herausfinden, wo sein Vierbeiner die größte Freude dran hat.
Hilfe mein Hund zeigt die falschen Tricks – woran liegt das?
Tja, dein Hund versucht, auf seinen Erfolg aufzubauen. Wenn du einen neuen Trick üben willst, wird er dir zeigen, was er schon kann. Schließlich gibt es für Clicks Belohnungen und die will er haben.
Hier kann es hilfreich sein, den Trainingsort zu wechseln, damit dein Hund bemerkt, dass es hier um etwas anderes geht. Das wird ihm das Signal zum Neustart geben und er wird neuen Übungen gegenüber offen sein.
Fazit
Das Clickertraining bietet viele Möglichkeiten. Bevor damit am Hund gearbeitet werden kann, muss der Halter jedoch selbst den Umgang lernen und in der Anwendung sicher sein. Bei Problemen mit dem Geräusch, können andere Clicker ausprobiert werden. Im Handel ist es in der Regel möglich, die Clicker vor Ort auszutesten. So kann schon beim Kauf ein besonders leiser Clicker ausgewählt werden. Besonders ängstliche Hunde legen die Scheu ab, wenn der Clicker anfangs gedämpft eingesetzt wird, zum Beispiel in der Jackentasche. Haben sie erst einige positive Erinnerungen mit dem Clicker verknüpft, stellt die Nutzung üblicherweise kein Problem mehr dar.
Hunde die wenig motiviert und begeistert vom Clickertraining sind, können auch über Umwege vom Clicker profitieren. Es gibt eigentlich keinen Bereich, wo der Clicker nicht eingesetzt werden kann. Ob die Nasenarbeit gefördert werden soll, Agility Übungen oder Dogdancing trainiert wird oder die Grundkommandos vermittelt werden sollen – der Clicker ist ein gutes Instrument in der Hundeerziehung.
Als kompletter Ersatz für verbale Kommandos soll der Clicker aber nicht dienen. Es gibt Situationen im Alltag, da braucht der Hund ein Lob aus deinem Mund und nicht nur die klickende Ankündigung einer Belohnung. Ich denke dabei zum Beispiel daran, wenn er selbst Angst hat, Situationen aber sehr gut meistert.
In diesem Video werden dir die Grundlagen des Clickertrainings ausführlich gezeigt.